Einen Fixplatz im Feld des Olympischen Tennisturniers in Paris besitzt derzeit aber nur Sebastian Ofner.
Vergangenen Mittwoch war der Österreichische Tennisverband vom Tennisweltverband ITF informiert worden, dass Sebastian Ofner, Dominic Thiem und Julia Grabher für die Olympischen Spiele in Paris 2024 nominiert werden dürfen, auch wenn einzig Ersterer derzeit einen Fixplatz im Einzelfeld besitzt. Nach einem seitdem intensiven Austausch und langen Beratschlagungen des ÖTV mit den Spieler:innen, der ITF und dem ÖOC steht nunmehr die Liste der heimischen Tennisasse, die nach Ablauf der Qualifikationsperiode Anfang Juli nominiert werden. Auf ÖTV-Vorschlag wird vom ÖOC nicht nur das erwähnte Trio Ofner, Thiem, Grabher aufgeboten, die alle Interesse an der Teilnahme bekundeten, sondern zusätzlich das Team Alexander Erler und Lucas Miedler. Denn auch Österreichs Davis-Cup-Doppel darf sich berechtigte Hoffnungen machen, in Frankreichs Hauptstadt ebenfalls erstmalig beim Olympischen Tennisturnier (27. Juli bis 4. August) aufschlagen zu können, wie die Gespräche der letzten Tage zeigten.
Melzer: In Paris-Form „für ‚Ofi’ einiges möglich“
Mit Ofners „Ja“ zu Olympia steht also fest, dass Österreich mindestens einen Starter in den Medaillenkampf unter den fünf Ringen schickt. Wenngleich Edelmetall freilich nicht zu erwarten ist: „Zu den Top-drei-Medaillenkandidaten zählt Sebastian natürlich nicht“, machte ÖTV-Sportdirektor und -Davis-Cup-Kapitän Jürgen Melzer keinen Hehl daraus. „Aber es wäre schön, wenn er bei Olympia so weit kommt, wie er zuletzt bei den French Open gekommen ist. Wir hoffen, dass ‚Ofi’ seine Paris-Form mitnimmt, dann ist einiges möglich.“ Dass das Olympische Turnier wie die French Open in Paris auf der Anlage am Bois de Boulogne gespielt wird, sollte dem Steirer recht sein: 2023 hatte der 28-Jährige bei Roland Garros sensationell sein erstes Grand-Slam-Achtelfinale erreicht, heuer eine dritte Runde nachgelegt. Paris ist für Österreichs Nummer eins also ein guter Boden.
Ungewissheit bei Thiem und Grabher
Ob sich Thiem die angekündigte letzte Saison in seiner Laufbahn mit einem erstmaligen Olympia-Start noch versüßen kann, erscheint indes ungewiss. Der Niederösterreicher, in der Weltrangliste nur mehr an Position 134 geführt, ist als US-Open-Gewinner von 2020 auf jene Sonderregelung angewiesen, wonach zwei Ex-Grand-Slam-Sieger, die über das Ranking nicht qualifiziert wären, ein Ticket für die Spiele erhalten können. Nach letztem Stand überlegt jedoch Andy Murray, seine Karriere nicht bei seinem Heim-Grand-Slam in Wimbledon, sondern sie erst bei den Olympischen Spielen zu beenden. Damit würden der Brite und der Schweizer Stan Wawrinka, dessen Teilnahme als gesichert gilt, Thiem die zwei Wildcards wegschnappen, da diese aufgrund der höheren Anzahl an Grand-Slam- und Olympiatiteln vorgereiht werden. Auch für Grabher heißt es noch „bitte warten“. Der vorläufige Cut-off der Damen soll gemäß Melzers Informationen um WTA-Rang 68 liegen – und das Protected Ranking, das die Vorarlbergerin nach einer Verletzungsauszeit in Anspruch nehmen kann, lautet auf Platz 75. Bei ein paar Absagen könnte es mit einem Paris-Auftritt klappen, so auch der Körper will. Denn nach zuletzt erneut aufgetretenen Handgelenksproblemen trainiert die 28-Jährige momentan erst langsam und vorsichtig wieder mit Softbällen.
Erler/Miedler: Mehr Klarheit erst während Wimbledon
Entgegen den letztwöchigen ITF-Angaben dürfen auch Erler/Miedler zunächst nominiert werden. Der exakte Cut-off der Doppelbewerbe wird nun erst während Wimbledon (1. bis 14. Juli) offiziell verlautbart werden – und die Qualifikationskriterien sind recht komplex. 24 Doppelpaare sind bei Olympia fix dabei: Zehn Plätze gehen an die Top-Ten-Spieler im ATP-Doppelranking mit einem Partner und weitere 14 an Paarungen nach kombiniertem Doppelranking. Anschließend wird der 32er-Raster mit weiteren acht Teams aufgefüllt – entweder ebenso mit kombiniertem Doppelranking als Kriterium oder mit Einzelspielern, wenn eine bestimmte Gesamtspieleranzahl bei den Olympischen Spielen überschritten werden sollte. Wer sich zu den erstgenannten 24 Doppelpaarungen zählen kann, ist in Paris 2024 mit dabei. Für die übrigen acht Plätze heißt es hingegen: Abwarten und Tee trinken. Eine seriöse Prognose, ob es sich für den Tiroler und den Niederösterreicher mit einem Ticket ausgeht, ist laut Melzer derzeit kaum zu treffen.
Text- und Bildquelle: Österreichischer Tennisverband