Lukas Simoner vor der win2day-BSL-Endrunde: „Das ist ein komplett verrücktes Finale“

Eure Saison war von Auf und Abs geprägt. Ihr habt die Platzierungsrunde auf Platz fünf beendet, seid jetzt aber im Finale der win2day Basketball Superliga. Wann ging dieser entscheidende Ruck durch die Mannschaft?

Das erste Mal, dass es so richtig Klick gemacht hat, war im Dezember und Jänner, als wir einen Lauf hatten und es in die Platzierungsrunde geschafft haben. Wir hatten davor Probleme mit einem Legionär, der die Mannschaft vor Saisonbeginn ganz kurzfristig verlassen hat, das hat den Anfang ganz schwer gemacht. Dann kamen ein paar Verletzungsprobleme dazu, sodass wir lange keinen Rhythmus gefunden haben. Ab Dezember hatten wird dann aber einen „Run“ und haben gesehen, was möglich ist, wenn wir wirklich gut als Team spielen. Ende der Platzierungsrunde ging dann noch einmal ein Ruck durch die Mannschaft, als wir uns in dieser Saison noch neun Siege und damit die Meisterschaft vorgenommen haben. Wir konnten dann einfach von Spiel zu Spiel geschaut. Jetzt fehlen noch drei.

Ihr wart phasenweise auch letzte Saison schon sehr stark, dieses Jahr ist aber speziell die Defense auf einem anderen Level. Was macht ihr anders?

Wir wussten nach der Vorsaison, wo wir im Cup-Finale knapp verloren haben, was das Potenzial dieser Mannschaft ist und so viele Chancen hat man im Sport nicht, etwas Großes zu erreichen. Die Spieler, die noch dabei sind, wollten diese Saison einfach von Anfang nichts bereuen und keine Chance auslassen. Und so verteidigen wir auch, wir lassen alles am Feld.

Worauf wird es gegen die ebenfalls überraschend im Finale stehenden Oberwarter ankommen?

Das ist eigentlich ein komplett verrücktes Finale – Fünfter gegen Siebten und der Fünfte hat Heimrecht. Das hat es in den Playoffs so wohl auch noch nie gegeben. Dass jetzt zwei Underdogs um den Titel spielen, ist aber extrem cool und spricht auch für die Ausgeglichenheit in der Liga. Es wird darauf ankommen, dass wir die Energie und Aggressivität, mit der Oberwart spielt, matchen. Das ist manchmal zu Spielbeginn ein Problem für uns, dass wir ein bisschen zu lax reinkommen, aber Oberwart geht mit fast fünf Leuten auf den Offensivrebound jedes Mal und spielt sich so Chancen raus. Da müssen wir von Anfang an dagegenhalten und in der Offense unser Spiel durchziehen.

Obwohl du als Nationalteamspieler ein Paradebeispiel dafür bist, dass sich junge Österreicher auch mit vielen Legionären in der Mannschaft entwickeln können, gibt es auch kritische Stimmen, dass ihr mit sechs US-Legionären spielt. Wie siehst du das?

Ich kann schon beide Seiten verstehen, weil es generell für die Entwicklung der Österreicher wahrscheinlich nicht super ist, wenn jedes Team sechs Legionäre hat. Aber das ist momentan die Regel und wir haben ja auch nicht von Anfang an geplant, mit sechs zu spielen. Das war eher eine Notlösung wegen einer Verletzung. Dann haben wir Quinton (Green, Anm.) als Ersatz geholt und gesehen, dass das super funktioniert. Gleichzeitig hat sich Chris Brandon sehr schnell erholt und das sind beide superliebe Kerle und wir wollten keinen heimschicken. Das Management hat dann finanziell noch Mittel aufgetrieben, damit wir beide halten und um den Titel spielen können. Für mich selbst ist es natürlich schwierig, weil dadurch meine Spielzeit runtergegangen ist. Speziell in den Playoffs habe ich einen negativen Lauf. Gegen Wels war ich krank, hatte Fieber und war eine Woche ziemlich fertig. In Spiel zwei gegen Klosterneuburg habe ich endlich wieder meine Minuten bekommen und dann habe ich mich vor Spiel drei beim Aufwärmen am Rücken verletzt, weil ich mir ein Gelenk verklemmt habe und mich ein paar Tage gar nicht bewegen konnte. Das war echt bitter, weil ich dann verständlicherweise wieder komplett aus der Rotation draußen war. Also ja, ich kann beide Seiten verstehen, aber die Regeln erlauben es momentan so und wir haben ein gutes Team zusammengestellt und spielen trotzdem noch mit Österreichern, die speziell während der Regular Season einen großen Teil dazu beigetragen haben, dass wir da sind, wo wir sind.

Abgesehen von deiner Pechsträhne in den Playoffs, wie würdest du deine individuelle Saison bewerten?

Es war richtig cool eigentlich. Letztes Jahr war schwierig, weil ich Probleme mit Long-Covid hatte, aber heuer war ich richtig fit und in Form. Es macht richtig Spaß, mit diesem Team zu spielen, weil wir einen guten Teambasketball spielen. Diese Saison war für mich persönlich wahrscheinlich sogar besser als vor zwei Jahren, als ich meine „Breakout-Season“ hatte. Ich war heuer zweimal Top-Scorer und hatte auch andere Spiele, wo ich viel gescort habe, was auch ein bisschen meine Rolle ist. Ich habe viele Partien gestartet und bin Kapitän der Mannschaft. Es war bisher also eine richtig coole Saison, die ich gerne mit dem Titel krönen würde.

In einer Mannschaft mit so vielen Starspielern – wo siehst du deine Aufgaben, als Team-Captain?

Mir ist es wichtig, dass ich mich um die neuen Spieler kümmere und ihnen helfe, sich einzugewöhnen. Ich habe versucht, den Legionären von Anfang zu zeigen, was es in Graz so gibt, habe sie zu mir eingeladen, ihnen die Halle gezeigt und wo sie essen und einkaufen können. Einfach Freundschaften aufbauen, weil das sehr wichtig ist, dass man dann auch auf dem Spielfeld harmoniert. Am Court mache im Endeffekt das, was verlangt wird. Wenn das zehn Würfe sind, nehme ich zehn Würfe. Wenn ich in der Ecke stehen und Raum für die anderen kreieren soll, dann mache ich das genauso. Ich bin vielleicht ein bisschen der Ausgleich zu den sehr explosiven Scorern, die wir in der Mannschaft haben.

Du bist nicht nur ein sehr guter Basketballer, sondern auch ein ziemlicher „Sneakerhead“. Wie ist es dazu gekommen und mit welchem Paar wirst du im win2day-BSL-Finale auflaufen?

Entstanden ist das Ganze durch meinen Basketballbezug. Ich habe erst recht spät mit dem Basketball angefangen in der U16 bei den Wörthersee Piraten. Davor habe ich immer nur am Freiplatz mit Laufschuhen gespielt und bin dadurch ein paar Mal umgeknickt. Als ich dann begonnen habe im Verein, habe ich mich intensiv mit guten Basketballschuhen beschäftigt und mir viele Youtube-Videos angeschaut. Das hat mir sehr getaugt, auch als ich schon Schuhe hatte, habe ich mir immer die ganzen „Reviews“ und Bewertungen angeschaut. Letztes Jahr hatte ich dann um Silvester herum ein paar Tage frei und da ich davor schon länger überlegt habe, Content für Schuhe zu machen, habe ich mir dann ein kleines Licht und ein Stativ bestellt und habe mir auf Tiktok (@ls_hoops) einen neuen Account gemacht. Das ist richtig gut angekommen. Mittlerweile habe ich dort 215.000 Follower und 94.000 (@ls_hoops) auf Instagram. Seit Jänner bin ich damit selbstständig und habe dafür eine Werbeagentur gegründet, weil ich damit auch was verdienen kann. Das ist echt cool und macht mir richtig Spaß. Es lässt sich auch gut mit dem Basketball kombinieren. Im Finale werde ich die Nike G.t. Cut 3 tragen, die speziell für Spieler entworfen sind, die sich schnell bewegen und viel cutten. In Spiel zwei trage ich vielleicht die Kobe 6, weil im zweiten Spiel im Grunddurchgang war ich gegen Oberwart Topscorer und vielleicht bringen die auch diesmal wieder Glück!

Text- und Bildquelle: Österreichischer Basketballverband

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