Alissa Mörz hat ihren Rücktritt vom Spitzensport bekannt.
Die 23-jährige Mattersburgerin, zweifache WM- und vierfache EM-Teilnehmerin, konzentriert sich als „Alarie“ ab jetzt auf ihre Musik-Karriere und wird Polizistin.
Alissa Mörz: „Ich bin stolz auf alles, was ich in 16 Jahren Turnen erleben und erreichen durfte. Ich blicke mit einem Lächeln zurück – und voller Vorfreude nach vorn.“
2018 in Doha war Alissa Mörz die erste Burgenländerin, die es jemals in ein Turn-WM-Team geschafft hatte. International „verewigte“ sie sich mit der Uraufführung eines neuen Elements ebenfalls. Ihr „Bücksprung mit ganzer Drehung zur Liegestütz-Beugelandung“ am Boden heißt seit 2023 im FIG-Regelwerk offiziell „The Moerz“.
Das letzte Großereignis bestritt Alissa Mörz bei der EM 2024 in Rimini (großes Foto). Heuer 2025 hätte sie zwar die EM-Qualifikation ein fünftes Mal geschafft gehabt, verletzte sich aber knapp davor. Bei ihrem letzten Wettkampf auf Top-Level erlebte man Alissa Mörz bei der Mannschafts-Staatsmeisterschaft am 20. September 2025.
Dank und Anerkennung seitens der Verbandsspitze
Turnsport-Austria-Präsidentin Gabriela Jahn: „Ich danke Alissa von Herzen, dass sie als älteste der drei Mörz-Schwestern stets für alle da war und sich mit großem Einsatz für den Turnsport engagiert hat. Sie war Motor und Antreiberin des gesamten Teams – bei Wettkämpfen ebenso wie im Training. Immer mit einem Lächeln, nie neidisch auf den Erfolg anderer, auch wenn es einmal nicht nach Wunsch lief.“
Die Präsidentin weiter: „Bei unserem heurigen Turnsport-Austria-Sommerfest konnten die vielen Gäste bereits erleben, welch beeindruckende Stimme sie hat. Ich bin daher überzeugt, dass sie mit demselben Ehrgeiz und derselben Leidenschaft auch ihre neuen Ziele erreichen wird. Dazu wünsche ich ihr alles Gute.“
Sportdirektor Fabian Leimlehner: „Mit Alissa Mörz beendet eine großartige Turnerin ihre Karriere. Ich bedanke mich ganz herzlich bei ihr für ihren Einsatz und ihre Leistungen im Nationalteam. Alissa war immer eine echte Team-Playerin – verlässlich, engagiert und mit viel positiver Energie.
Alissa war sowohl sportlich als auch menschlich eine große Bereicherung für die Mannschaft und hat mit ihrem Einsatz und Teamgeist viel zum Zusammenhalt beigetragen. Ich wünsche Alissa für ihren weiteren Weg alles Gute, viel Erfolg und vor allem Freude bei allem, was sie tut.“
Alissa Mörz‘ ausführliche Rücktritts-Meldung im Wortlaut:
„Nach 16 Jahren im Kunstturnen ist für mich nun die Zeit gekommen, ein neues Kapitel zu beginnen. Ich war sieben Jahre alt, als ich durch meine kleine Schwester Charlize zum Turnen kam. Was damals als neugieriger Versuch begann, wurde schnell zu einer großen Leidenschaft, die mich jahrelang begleitet hat. Ich erinnere mich noch genau an mein erstes Training in Mattersburg – an die Aufregung, die Faszination und daran, wie sehr mich die Atmosphäre in der Turnhalle begeistert hat.
Mit den Jahren folgten viele Meilensteine: die Aufnahme ins österreichische Nationalteam, meine ersten internationalen Wettkämpfe, unzählige Trainingslager und unvergessliche Momente. Besonders in Erinnerung bleiben mir die Europameisterschaften in Glasgow, München und Rimini sowie die Weltmeisterschaften in Doha und Liverpool – wo ich Österreich gemeinsam mit einem großartigen Team vertreten durfte. Ich hätte mir nie träumen lassen, einmal auf dieser Bühne zu stehen.
Das Kunstturnen hat mich zu der Person gemacht, die ich heute bin. Es hat mich gelehrt, wie wichtig Disziplin, Durchhaltevermögen und Leidenschaft sind – und dass Erfolg ohne Rückschläge nicht existiert. Ich durfte lernen, an mich zu glauben, selbst wenn es schwierig war, und bin stolz auf alles, was ich in diesen 16 Jahren erleben und erreichen durfte.
Nun ist es Zeit für einen neuen Lebensabschnitt. Ich möchte ein anderes Leben kennenlernen und mich neuen Herausforderungen stellen. In Zukunft werde ich meiner großen Leidenschaft für Musik nachgehen. Songs zu schreiben und vielleicht eines Tages auf großen Bühnen zu stehen, ist mein neuer Traum. Außerdem möchte ich auch eine Ausbildung zur Polizistin beginnen.
Ein ganz besonderer Mensch, der mich auf meinem Weg immer begleitet hat, ist meine jüngere Schwester Charlize. Wir sind nicht nur Schwestern, sondern waren unser Leben lang auch Trainings- und Teamkolleginnen. Vor allem in den letzten eineinhalb Jahren, die für mich oft schwierig waren, war sie meine größte Stütze. Dafür bin ich ihr unglaublich dankbar.
Noch mehr freut es mich aber, ihr dabei zuzusehen, wie sie ihren eigenen Weg geht – und dabei Geschichte schreibt. Mit dem Einzug ins Gerätefinale bei der Weltmeisterschaft hat sie etwas erreicht, was vor ihr noch keine österreichische Turnerin geschafft hat. Ich kann kaum in Worte fassen, wie stolz ich auf sie bin und wie sehr ich sie für ihre Disziplin, ihren Ehrgeiz und ihre Leidenschaft bewundere.
Die letzten Wochen vor der WM waren alles andere als leicht für sie – zwischen der intensiven Vorbereitung und der mündlichen Matura hat sie Unglaubliches geleistet. Sie war die Erste, die morgens aus dem Haus ging, und die Letzte, die abends heimkam. Ich weiß nicht, wie sie das geschafft hat, aber ich ziehe wirklich den Hut vor ihr. In dieser intensiven Zeit habe ich versucht, sie so gut wie möglich zu unterstützen – sei es mit kleinen Aufmunterungen, Gesprächen oder einfach, indem ich da war, wenn sie jemanden brauchte.
Auch wenn meine eigene Karriere hier endet, bleibt das Turnen durch sie weiter ein Teil meines Lebens. Ich werde sie auf jedem Schritt begleiten und unterstützen – als ehemalige Teamkollegin, als Freundin und vor allem: als ihre große Schwester. Ich bin unendlich stolz auf sie, und ich hab sie lieb – aber das weiß sie ohnehin.
Zum Schluss möchte ich mich von Herzen bedanken – bei meiner Familie, meinen Trainerinnen und Trainern, meinen Teamkolleginnen, Freunden und allen, die an mich geglaubt, mich unterstützt und diesen Weg mit mir gegangen sind. Ich blicke mit einem Lächeln zurück – und voller Vorfreude nach vorn.“
Text- und Bildquelle: Turnsport Austria



