Vorschau: Hallen-WM in Nanjing / CHN

Nanjing ist die Hauptstadt der Provinz Jiangsu im Osten Chinas in der Nähe von Shanghai und liegt im Yangtze River Delta. Mit rund 9,5 Millionen Einwohnern rangiert sie nicht einmal unter den Top-10 der größten Städte Chinas, war aber in seiner Geschichte mehrfach Hauptstadt verschiedener Dynastien oder der Republik, zuletzt 1949. Die Leichtathletik-Halle, in der die WM ausgetragen wird, wurde für diese Veranstaltung neu errichtet. In Nanjing fanden 2014 auch die zweiten Youth Olympic Games statt, an denen drei junge ÖLV-Athleten teilgenommen hatten. Nach Maebashi (JPN) 1999 und Doha (QAT) 2010 ist es nunmehr die dritte Hallen-WM, die auf asiatischem Boden ausgetragen wird.Insgesamt werden 576 Athleten aus 127 Nationen in Nanjing an den Start gehen und 26 mal um Gold, Silber und Bronze kämpfen. 11 Titelverteidiger wollen versuchen ihre Erfolge von der letzten Hallen-WM 2024 in Glasgow/GBR zu wiederholen, 20 Medaillengewinner von den Olympischen Spielen Paris 2024 sind in China ebenfalls mit dabei. Mit Stabhochspringer Mondo Duplantis (SWE) hat auch der aktuelle Leichtathletik-Superstar Nr.1 einen vielfach erwarteten Auftritt. Von Freitag bis Sonntag stehen täglich jeweils zwei Sessions zu je 3-4 Stunden auf dem Programm. Die Top-6 jedes Bewerbes erhalten wie schon bei der letzten Hallen-WM insgesamt 88.000 US Dollar, die Sieger jeweils 40.000 USD.

ÖLV mit Duo dabei

Die ÖLV-Sportkommission nominierte nach Ende des Qualifikationszeitraumes und Veröffentlichung der abschließenden „World Indoor Top-List“ zwei Athleten für die Leichtathletik Hallen-Weltmeisterschaften in Nanjing / CHN

Name Verein Trainer Bewerb
Caroline BREDLINGER Laufteam Bgld Eisenstadt Ursula BREDLINGER 800m
Raphael PALLITSCH Union St.Pölten 1500m

Für alle Bewerbe gab es wie schon in den letzten Jahren wieder zwei Wege sich zu qualifizieren. Entweder über die direkten Limits je Disziplin (World Athletics peilt hier eine Erfüllungsquote von ca. 50% an), oder über die „World Indoor Top-List“ (Jahresweltbestenliste in der Halle), über die die jeweiligen Starterfelder dann aufgefüllt werden.

Gleich sieben ÖLV-Athleten, die die Möglichkeit hatten in Nanjing dabei zu sein, verzichten auf die Teilnahme an der Hallen-WM. 400m-Läuferin Susanne Gogl-Walli (TGW Zehnkampf-Union), die mit ihrem Rekordlauf bei der Hallen-WM 2024 das direkte Limit geschafft hatte, hat nach ausgeheilter Wadenverletzung ihre kurze Hallensaison nach den Staatsmeisterschaften bereits wieder beendet. Die beiden Hürdensprinter Karin Strametz und Enzo Diessl (beide SU Leibnitz), Sprinterin Magdalena Lindner (Union St.Pölten) sowie Mehrkämpferin Verena Mayr (Union Ebensee) haben nach der Hallen-EM entschieden ebenfalls nicht nach China zu reisen und sich schon auf die Freiluftsaison mit dem Höhepunkt WM in Tokio zu konzentrieren. Ivona Dadic (Union St.Pölten), die ebenfalls im Fünfkampf startberechtigt gewesen wäre, hatte in dieser Hallensaison nur Wettkämpfe in Einzeldisziplinen bestritten und nach den Staatsmeisterschaften bereits die Vorbereitung auf die Outdoor-Saison begonnen. Durch die Absage der anderen beiden heimischen Fünfkämpferinnen wäre sogar noch Sarah Lagger (TGW Zehnkampf-Union) ins Starterfeld gerutscht, aber auch sie verzichtete.

Alle bisherigen Hallen-WM-Teilnahmen heimischer Athleten finden Sie auf der ÖLV-Statistikseite ( –> Internationale Erfolge)

ÖLV-Leistungssportkoordinatorin Beate Taylor„Ich freue mich sehr, dass Raphael und Caroline die Chance, bei der Hallen-WM starten zu können, nutzen und somit Österreich mit einem kleinen Team vertreten sein wird. Beide reisen mit den Erfahrungen und frischen Erinnerungen von der Hallen-EM in Apeldoorn an. Bei den Mittelstrecken gibt es bei Großereignissen häufig taktische Rennen und da wünsche ich Ihnen, dass sie die gesammelten Erfahrungen bereits zu ihren Gunsten nutzen können. Ich wünsche beiden tolle Rennen und eine erfolgreiche Hallen-WM.“

Caroline Bredlinger – 800m (Geb.dat. 04.04.2001) – PB 2:01,76min (2024) / SB 2:02,11min

Vor einem Jahr hatte Caroline Bredlinger die Teilnahme an der Hallen-WM in Glasgow über 800m noch um wenige Plätze im World Ranking verpasst, heuer ist sie zum ersten Mal auf der großen Weltbühne der Leichtathletik dabei. Ein Grund dafür ist auch das neue Qualifikationsprozedere von World Athletics. Wurden 2024 die Starterfelder hinter den Direkt-Limits noch über das World-Ranking auf die gewünschte Anzahl je Bewerb aufgefüllt, so wurde heuer stattdessen die World Indoor Top-List (Hallen-Jahres-Weltbestenliste) herangezogen. So stand für die Athleten plötzlich nicht mehr die Jagd nach den Bonuspunkten fürs World-Ranking in Mittelpunkt, sondern es zählte auf einmal wieder die pure Leistung und es war nicht mehr so wichtig welchen Manager man hatte oder welcher Trainingsgruppe man angehörte.

Die Burgenländerin erzielte ihre Saisonbestleistung von 2:02,11min dann auch ganz ohne Konkurrenz oder helfende Tempomacher mit einem beherzten Sololauf bei den Staatsmeisterschaften Ende Februar in Linz und schaffte es damit ins 30-Köpfige Starterfeld in Nanjing. Anfang März hatte die aktuelle Balkan-Meisterin über 800m bei der Hallen-EM in den Niederlanden ihr EM-Debüt gegeben und scheiterte nur hauchdünn am Aufstieg ins Semifinale. Die Gegnerschaft bei einer WM ist sicher noch stärker einzuschätzen, aber die 23-Jährige reist mit viel Selbstvertrauen nach China und möchte sich auch unter den Besten der Welt gut präsentieren. Gleich nach der Rückkehr aus Apeldoorn hat die Trausdorferin ihren Lebens- und Trainingsrhythmus umgestellt, wird sie bei der WM ihren Vorlauf doch um 04:40 Uhr mitteleuropäischer Zeit bestreiten, Läufe zu früher Morgenstunde waren also angesagt. Trainerin-Mutter Ursula kann berufsbedingt nicht mit nach Asien reisen, auch das einen neue Situation für Bredlinger, die sich dadurch aber nicht aus der Ruhe bringen lässt.

„Große Ziele werde ich mir nicht setzen, ich habe in Apeldoorn gelernt, dass bei einem Großereignis alles passieren kann, in die positive wie auch negative Richtung. Ich werde mir vorher gar nicht viel anschauen wer was gelaufen ist, sondern je nachdem wie sich meine Beine anfühlen das Rennen gestalten. Es ist schön einmal WM-Luft schnuppern zu dürfen. Da ich ohne meine Trainerin dort sein werde, wird mich das auch als Sportlerin und Athletin weiterbringen und ich kann sicher viel Erfahrung sammeln. Ich habe nach der EM gleich weitertrainiert, noch ein paar Tempoeinheiten eingelegt und versucht mich schon an die Zeitumstellung anzupassen.“

Trainerin Ursula Bredlinger: „Das Ziel für die WM ist das gleiche wie schon bei der EM, Caroline soll sich dort bestmöglich präsentieren. Wir hoffen natürlich, dass es nicht mehr so ein langsamer Vorlauf wie in Apeldoorn wird. Sie hat dort einiges gelernt und hat bei der WM sicher nichts zu verlieren. Ein weiteres Ziel ist es natürlich auch ein paar Plätze im Bezug zur Meldeliste gutzumachen.

Raphael Pallitsch – 1500m (Geb.dat. 18.12.1989) – PB/SB 3:36,34min

Auch bei einer Hallen-WM war Raphael Pallitsch vor 13 Jahren schon einmal mit dabei, 2012 bestritt es als 22-Jähriger die 800m und schaffte es sensationell ins Semifinale. Bald danach begannen allerdings die Verletzungsprobleme, es folgte die schon bekannte, mehrjährige Pause. Die „zweite“ Karriere bestreitet der Burgenländer nun auf den 1500m, in der Halle müssen also statt vier nunmehr siebeneinhalb Runden zu je 200m absolviert werden.

Wie stark der aktuelle Hallen-Staatsmeister auch auf dieser Distanz ist zeigen die Erfolge der letzten drei Jahre, die ihn zu Olympia, WM und EM geführt haben. Auf seiner neuen Spezialdisziplin verbesserte der jetzt 35-Jährige schon letzten Winter den ÖLV-Rekord, heuer drückte er Anfang Februar seine eigene Marke noch einmal auf starke 3:36,34min und schaffte damit den Sprung nach Nanjing.

Die Hallen-EM liegt für den Oggauer gerade einmal zwei Wochen zurück, in Apeldoorn (NED) hatte er trotz starker Vorstellung den Einzug ins Finale der Top-9 gerade einmal um einen Platz in seinem Vorlauf verpasst. Bei der Hallen-WM werden die Trauben sicher noch höher hängen, befinden sich doch Stars aus allen Kontinenten im Teilnehmerfeld. Ein Vorbeikommen an denen wird für Pallitsch also eine gewaltige Aufgabe darstellen, auch wenn diesmal zwölf Athleten in den Endlauf aufsteigen werden.

„Ich habe nach der EM kurz meine Batterien aufgeladen, das war auch mental sehr wichtig. Die letzten Trainings haben gut funktioniert, es läuft alles nach Plan. Da habe ich mittlerweile genug Erfahrung um das gut kontrollieren zu können, ich fliege in Top-Form nach China. Wie ich die lange Anreise und die Zeitumstellung verkraften werde, wird man erst dann sehen, das ist aber auch schon ein guter Test für die WM im Herbst in Tokio. Auch wenn es sicher nicht leichter als bei der Hallen-EM wird, muss trotzdem das Finale mein Ziel sein. Dazu braucht es am Tag X die entsprechende körperliche und mentale Stärke, die bringe ich sicher mit. Die Taktik entscheidet sich dann kurzfristig, da der Aufstiegsmodus oft erst sehr knapp vor den Rennen bekanntgegeben wird.“

Zeitplan der ÖLV-Athleten bei der Hallen-WM in Nanjing

Datum Ortszeit MEZ Bewerb Athlet
21.03. (FR) 11:40

19:20

04:40

12:20

800m (VL)

1500m (VL)

Bredlinger

Pallitsch

22.03. (SA) 12:05 05:05 800m (SF) Bredlinger
23.03. (SO) 20:15

20:48

13:15

13:48

1500m (EL)

800m (EL)

Pallitsch

Bredlinger

Die WM im Internet

WM Nanjing 2025

Meldelisten

Startlisten / Live-Ergebnisse

Zeitplan

Die Hallen-WM im Livestream

World Athletics wird voraussichtlich einen Livestream aus Nanjing zur Verfügung stellen

 

Text- und Bildquelle: Österreichischer Leichtathletik-Verband | Soňa Maléterová

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner