Sein Vorjahresergebnis im Juniorenwettbewerb der French Open in Paris hat er mit dem Einzug ins Semifinale immerhin um eine Runde übertroffen. Dort ist der Traum von Joel Schwärzler von einem Jugend-Grand-Slam-Einzeltitel aber vorläufig zu Ende gegangen: Der zweitgesetzte Vorarlberger (ITF 2) musste sich Freitag zu Mittag im Kampf um einen Platz im Finale dem fünftgereihten US-Amerikaner Kaylan Bigun (ITF 6) in 1:43 Stunden Spielzeit knapp mit 6:2, 3:6, 4:6 geschlagen geben. Doch im Doppelbewerb lebt dafür die Siegchance des 18-jährigen ÖTV-Vertragsspielers: Der Harder erreichte gemeinsam mit dem Norweger Nicolai Budkov Kjär Freitagnachmittag dank eines hauchdünnen 4:6, 6:2 und 11:9 im Match Tiebreak über den Russen Timofei Derepasko und den Kasachen Amir Omarkhanov das Endspiel, sein bereits zweites bei einem Jugend-Grand-Slam nach den US Open in New York 2023. Damit kommt’s bei Roland Garros zum finalen Showdown der Topgesetzten: Das Nummer-eins-Duo Schwärzler und Budkov Kjär trifft beim Titelkampf am Samstag im zweiten Match nach 11:00 Uhr auf Court 13 auf die zweitpositionierten Federico Cina (Italien) und Rei Sakamoto (Japan).
„Positives Turnier“ mit großem Lerneffekt
Schwärzler hatte in Frankreichs Hauptstadt mit vier Matcherfolgen erstmalig bei einem Jugend-Grand-Slam-Turnier die Vorschlussrundenteilnahme im Einzel verzeichnet. Doch auch das zweite Linkshänderduell mit Bigun nach jenem in Hannover vom Mai 2022 (ITF-J2-Turnier, nach den damaligen Kategorien) ging verloren. Dabei dominierte er Satz eins noch mit zwei Breaks zum 2:1 und 5:2 und ließ bei eigenem Service keine Breakchancen gegen sich zu. Jeweils ein Wackler bei 0:1 im zweiten und bei 1:1 im dritten Durchgang brachte jedoch frühzeitig die letztlich entscheidenden Aufschlagverluste mit sich. Einen Matchball vermochte Schwärzler bei 3:5 und 30:40 noch abzuwehren. Bigun servierte im nächsten Game aber aus, verwertete den gesamt dritten Matchball und zerstörte damit den großen Titeltraum Schwärzlers, der als erster Österreicher seit seinem Trainer, ÖTV-Sportdirektor und -Davis-Cup-Kapitän Jürgen Melzer in Wimbledon 1999, einen Jugend-Grand-Slam gewinnen hätte können. „Es war ein positives Turnier – auch wenn das Ziel natürlich nicht erreicht ist. Aber da kann ich viel davon lernen“, befand die riesige ÖTV-Zukunftshoffnung. „Im ersten Satz war das Niveau einfach generell besser. Im Zweiten sind mir Rückhand und Serve ein bisschen abgefallen, und dadurch hat er danach auch besser gespielt. Ich habe in den wichtigen Momenten einfach nicht gut genug gespielt“, übte er Selbstkritik. „Bitter.“
Matchball-Krimi diesmal mit Happy End
Dahingegend besser lief es im Doppel im Halbfinale, wo Schwärzler und Budkov Kjär von einem Satzrückstand und einem 3:6-Rückstand im Match Tiebreak zurückkamen und bei 8:9 sogar einen Matchball von Derepasko/Omarkhanov zunichtemachten. Selbst nützten sie anschließend ihre erste Siegchance. Dadurch erhält Schwärzler also immerhin in der Doppelkonkurrenz eine tolle Gelegenheit, sich als erstes ÖTV-Nachwuchsass seit Lucas Miedler bei den Australian Open in Melbourne 2014 (mit dem Australier Bradley Mousley) bei einem Jugend-Grand-Slam in die Siegerliste einzutragen. Mit Finals auf dieser Ebene hat er noch eine offene Rechnung: Jenes in den USA im vergangenen Jahr hatte er nach zwei vergebenen Matchbällen noch unglücklich verloren.
Text- und Bildquelle: Österreichischer Tennisverband