Hier gibt es das berührende Statement von Mira Antonitsch in voller Länge:
„Es begann alles mit einem Traum – dem Traum eines kleinen Mädchens. Aus diesem Traum wurde eine Reise voller Freude, Emotionen und unvergesslicher Momente. Von meinen ersten Turnieren als Mini-Rafa über Grand Slams bis hin zum Fed Cup für Österreich – ich durfte Momente erleben, von denen ich als Kind immer geträumt hatte. Doch die letzten Jahre waren eine unendliche Reise zwischen Schmerzen und Hoffnung. Zwischen Verletzungen, Comebacks und erneuten Rückschlägen. Zwischen ‚Vielleicht klappt es diesmal’ und der bitteren Realität, dass der Körper irgendwann seine Grenzen zeigt – egal, wie sehr man es will. Erst jetzt wird mir wirklich bewusst, wie viel Kraft mich diese letzten Jahre gekostet haben. Wie oft ich geweint habe. Wie oft ich verzweifelt war. Wie sehr ich mir einfach nur gewünscht habe, wieder auf dem Platz zu stehen – ohne Schmerzen. Einfach nur, um das zu tun, was ich am meisten liebe – Tennisspielen. Und genau aus dieser Liebe habe ich weitergekämpft. Bin immer wieder zurückgekommen, habe den Glauben an mich, meinen Körper und an meinen Traum nicht verloren. Immer mit der Hoffnung, dass es dieses Mal klappt. Ich wollte es so sehr, dass ich oft die Signale meines Körpers ignoriert habe. Ich wollte es nicht wahrhaben – irgendwie musste es doch funktionieren? Doch jetzt muss ich akzeptieren, dass mein Körper diesen Traum nicht weitertragen kann, auch wenn mein Herz noch immer dafür schlägt. Und das schmerzt. Denn es ist nicht nur der Abschied von einem Sport – es ist der Abschied von einem Lebenstraum. Von all den Stunden auf dem Platz, vom Adrenalin, vom Zittern, von diesem unvergleichlichen Gefühl nach einem gewonnenen Match. Aber es ist jetzt an der Zeit, auf meinen Körper zu hören.
Habe ich mich gefragt, wie meine Karriere ohne all die Verletzungen verlaufen wäre. Was ich anders, besser hätte machen können? Unzählige Male. Diese Gedanken haben mich lange zermürbt – bis ich erkannt habe: Es geht nicht darum, was hätte sein können, sondern auch um die Reise selbst. Um die Person, die ich durch diesen Weg geworden bin. Um die Lektionen, die ich gelernt habe und was ich davon mitnehme. Ich habe gelernt, auf meinen Körper zu hören. Nach den härtesten Rückschlägen wieder aufzustehen. Mir selbst zu vertrauen und an mich zu glauben. Und ja, es ist anders gekommen, als ich es mir erträumt, erhofft und gewünscht habe – trotz all der Arbeit, Hingabe und Leidenschaft, die ich investiert habe. Ich könnte ewig darüber nachdenken, was hätte sein können, traurig sein, dass es nicht geklappt hat. Doch manchmal spielt das Leben einfach nicht so, wie man es sich wünscht – und das muss man akzeptieren und weitermachen. Vor allem ist mir in den letzten Monaten aber eines klar geworden: Es ist auch okay, loszulassen. Manchmal bedeutet wahre Stärke nicht, immer weiterzukämpfen und an einem Traum festzuhalten – sondern zu erkennen, wann es Zeit ist, loszulassen und einen neuen Weg einzuschlagen. Denn das Leben ist wie Tennis: Es geht nicht immer nur ums Gewinnen. Es geht darum, weiterzumachen, zu wachsen und dem nächsten Schritt zu vertrauen.
Mama, Papa – ohne euch wäre das alles nie möglich gewesen. Ihr habt mich immer unterstützt, habt es mir ermöglicht, diesen Traum zu leben, habt mit mir gehofft, mit mir gekämpft, mit mir gelitten. Auch wenn ihr nicht mehr ganz verstanden habt, warum ich nach all den Verletzungen immer wieder weitermachen wollte und es für euch schwer war, dabei zuzusehen, wart ihr immer da, immer! Ihr habt mich gehalten, wenn ich gefallen bin, und an mich geglaubt, wenn ich es selbst nicht mehr konnte. Ich kann euch nicht genug für alles danken, ohne euch wäre das alles nicht möglich gewesen. Danke für ALLES! An alle, die mich auf diesem Weg begleitet haben – Familie, Freunde, Trainer, Physios, Ärzte und so viele mehr – danke. Danke für eure Unterstützung, eure Worte, eure Zeit, euren Glauben an mich. Nichts davon war selbstverständlich, und genau deshalb bin ich euch aus tiefstem Herzen dankbar. Und Tennis, du hast mir eine Welt voller unvergesslicher Erinnerungen geschenkt. Meine ersten Turniere als Mini-Rafa. Grand-Slam-Luft zu schnuppern. Der Stolz, mein Land zu vertreten. Die Menschen, die ich auf dieser Reise kennenlernen durfte. Das Adrenalin, das Zittern, das pure Glücksgefühl nach einem gewonnenen Match. All das werde ich nie vergessen. Du hast mir gelernt, hart zu arbeiten, niemals aufzugeben, für einen Traum zu brennen. Niederlagen zu akzeptieren, Rückschläge zu überwinden und über mich hinauszuwachsen. Du warst einfach eine Schule fürs Leben – und dafür werde ich für immer dankbar sein.
Auch wenn meine Reise als Tennisspielerin hier endet – die Liebe zum Sport, die Erinnerungen, die Lektionen, die er mir beigebracht hat, bleiben für immer. Und was auch immer als Nächstes kommt – ich werde es mit der gleichen Leidenschaft angehen, mit der ich mein Leben lang Tennis gespielt habe. Manchmal endet ein Traum nicht, weil man ihn nicht mehr will, sondern weil das Leben etwas Neues für einen bereithält. Und genau das werde ich jetzt herausfinden. Danke, Tennis. Du wirst immer mein erster Traum bleiben. Für immer.“
Text- und Bildquelle: Österreichischer Tennisverband