Österreichs Damenstaffel greift nach EM- und vielleicht auch Olympiaticket

Die World Relays wurden 2014 erstmals im Thomas A. Robinson Stadium in Nassau, der Hauptstadt der Bahamas, ausgetragen. Nach 2015 und 2017 ebendort fand die Staffel-WM 2019 in Yokohama (JPN) und 2021 in Chórzow (POL) statt. Morgen und übermorgen gastieren die weltbesten Sprintstaffeln nun zum vierten Mal auf den Bahamas. Ausgetragen werden folgende Staffelbewerbe: 4×100 m Frauen bzw. Männer, 4×400 m Frauen bzw. Männer sowie 4×400 m Mixed.

14 von 16 Olympia-Startplätzen werden vergeben

Die Besetzung des Events ist so stark wie nie zuvor, da in allen fünf Staffelbewerben 14 von 16 Startplätzen für die Olympischen Spiele in Paris hier vergeben werden. Nur zwei Nationen werden dann später über die Weltbestenliste nachrücken. Viele Teams trainierten in den letzten Wochen bereits in den USA oder im Karibikraum, um für dieses frühere Saison-Highlight top vorbereitet zu sein.

Österreich qualifizierte sich mit der 29-besten Zeit, dem aktuellen österreichischen Rekord von 44,18 s vom letzten Juni. Das Team in Nassau besteht aus Isabel Posch (TS Lustenau), Magdalena Lindner (Union St. Pölten), Karin Strametz (SU Leibnitz), Viktoria Willhuber (LTU Graz) und wird auch in dieser Reihenfolge laufen. Ersatzläuferin ist Katharina Stadler (ULC Linz Oberbank). Lindner, Strametz und Stadler absolvierten in den letzten drei Wochen ein Trainingslager mit ihrem Coach Philipp Unfried in Jamaika. Posch und Willhuber reisten diese Woche aus Österreich an.

Aufgrund ihrer Olympia- und EM-Vorbereitung haben Susanne Gogl-Walli (TGW Zehnkampf-Union) und Lena Pressler (Union St. Pölten), die in den letzten Jahren stets zum Staffel-Pool zählten, bereits im Herbst ihre Teilnahme auf den Bahamas abgesagt.

In zwei Runden um die Olympia-Tickets

Bei den Frauen in der 4×100 m Staffel treten insgesamt 30 Staffeln an. Am Samstag  um 19:50 Uhr Ortszeit (1:50 Uhr MESZ) stehen vier Vorläufe auf dem Programm, bei denen sich jeweils die beiden Erstplatzierten für den Endlauf qualifizieren und damit auch ihr Fix-Ticket für Paris gebucht haben. Am Sonntag um 19:40 Uhr (1:40 Uhr MESZ) geht es dann für die 22 Staffeln auf den Rängen 9-30 des Vorlaufs in drei Zeitläufen um die weiteren sechs Olympia-Startplätze, wobei jeweils die beiden Erstplatzierten sich qualifizieren. Die direkten Duelle stehen daher im Vordergrund – nicht die gelaufenen Zeiten. Um 21:50 Uhr (3:50 Uhr MESZ) laufen die Top-8-Nationen dann um die Medaillen.

In den Olympia-Chroniken muss man weit zurückblättern, um rot-weiß-rote Damenstaffeln im 4×100 m Sprint zu finden. 1936 schied ein Quartett in Berlin (50,0 s) im Vorlauf aus. 1948 in London erreichten Grete Jenny, Elfriede Steurer, Grete Pavlousek und Marie Trösch-Oberbreyer sogar den Endlauf und wurden mit 49,3 s Sechste.

„Ziel Nummer eins ist es, die Qualifikation für die EM in Rom abzusichern“

„Es wird sicherlich nicht leicht“, sagt ÖLV-Trainer Philipp Unfried: „Wir werden unser Bestes geben, um die Chance, die wir haben, einfach zu nutzen.“ Natürlich wird das auch von den Leistungen und Übergaben der anderen Nationen abhängen, wie nah dann Österreich wirklich an die Olympia-Startplätze herankommt. „Das Ziel Nummer eins ist es, die Qualifikation für die EM in Rom abzusichern und dann halt zu schauen, wie weit es gehen kann“, fügt Unfried hinzu: „Das heißt, am Samstag gut ins Ziel zu kommen und wenn das funktioniert hat, dann können wir am Sonntag ein bisschen mehr riskieren. Das wäre der Plan.“

Europa stellt mit 13 Nationen den Löwenanteil des 4×100-m-Feldes auf den Bahamas. Die ersten elf Nationen des „Road to Rome“-Rankings sind allesamt vertreten, dazu noch Estland (13.) und Österreich (19.). Das zweitgrößte Kontinental-Segment stellt Nordamerika & Karibik mit sieben Nationen, dann folgenden Südamerika (4), Afrika (3), Asien (2) und Ozeanien (1).

„Road to Rome“-Qualifikationsranking

Für die EM-Qualifikation werden die zwei besten Zeiten aus dem Zeitraum 1.1.2023 – 26.5.2024 gewertet. Österreich liegt aktuell mit einer Gesamtzeit von 89,30 s auf Rang 19, hat allerdings zwei völlig divergierende Zeiten in der Wertung, nämlich einerseits den aktuellen österreichischen Rekord (44,18 s) und andererseits jene Zeit (45,12 s), die durch Posch, Lindner, Pressler und Schuler im Zuge des Letzigrund-Meetings Ende August des Vorjahres erzielt wurde.

Da zur Qualifikation für die World Relays aber nur die beste Zeit aus dem Jahr 2023/24 zählte, schafften unsere direkten EM-Konkurrentinnen aus Griechenland, Portugal, Finnland, Tschechien, Norwegen und der Türkei im Gegensatz zu Österreich nicht die Zulassung für die Staffel-Entscheidung auf den Bahamas.

4×100 m Staffel der Frauen – Entwicklung des österreichischen Rekords

Vor drei Jahren wurde eine Staffelinitiative in Österreich gestartet, federführend war dabei Nationaltrainer Philipp Unfried. Infolgedessen konnte drei Jahre hintereinander der österreichische Rekord bei den Frauen verbessert werden. Die Bundes-Sport GmbH unterstützt das Staffelprojekt ebenfalls seit zwei Jahren.

44,18 s Strametz – Gogl-Walli – Posch – Lindner Chórzow (POL) 21.06.2023
44,33 s Willhuber – Gogl-Walli – Pressler – Lindner Stockholm (SWE) 30.06.2022
44,49 s Strametz – Huemer – Lindner – Gogl-Walli Lausanne (SUI) 26.08.2021
44,63 s Hölbl – Tröger – Auer – Mayr-Krifka Linz (AUT) 04.07.1994

World Relays: Teilnehmende 4×100-m-Staffel der Frauen

Europa (13) AUT, BEL, DEN, ESP, EST, FRA, GBR, GER, HUN, ITA, NED, POL, SUI
Nordamerika & Karibik (7) BAH, CAN, CUB, DOM, JAM, TTO, USA
Südamerika (4) BRA, CHI, COL, ECU
Afrika (3) CIV, LBR, NIG
Asien (2) CHN, JPN
Ozeanien (1) AUS

4×100 m Frauen – Die Top-14 der Weltjahresbestenliste 2024  (Stand: heute)

41,94 USA | 42,91 SUI | 42,94 AUS | 43,03 FRA | 43,05 NIG | 43,17 CIV | 43,21 CAN | 43,30 BEL | 43,36 NED | 43,37 LBR | 43,63 CHN | 43,97 ESP | 44,01 ECU | 44,23 HUN – Österreich noch ohne Wettkampf im Jahr 2024.

Weitere Infos

Die Laufsetzungen werden erst in den nächsten Stunden erfolgen. Die aktuellen Infos dazu werden noch ergänzt.

 

Text- und Bildquelle: Österreichischer Leichtathletik-Verband

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