Er gewann mit den Gmunden Swans in Österreich alles, was es zu gewinnen gibt und schaffte das gleiche dann auch noch mit dem BC Vienna. Jetzt ist Enis Murati mit dem Team Vienna und der 3×3-Nationalmannschaft unterwegs, und krönte sich im vergangenen Sommer in Wien zum Europameister. Mit Basketball Austria hat die heimische Legende über seine Playoff-Erinnerungen, die Gmundner Fans und dem Erfolgsdruck in der spannendsten Phase des Jahres geprochen.
Was sind Ihre Erinnerungen an die BSL-Playoffs? Gibt es Momente, an die Sie immer wieder gerne zurückdenken?
Ich denke gerne an die Playoffs zurück, in denen meine Mannschaften erfolgreich waren beziehungsweise wir die Meisterschaft gewonnen haben. Da möchte ich natürlich die zwei Playoffserien hervorheben mit Gmunden wo wir in Spiel fünf gegen Fürstenfeld 2010 in Fürstenfeld gewonnen haben gegen die damalige Allstar-Mannschaft, in der viele Legenden gespielt haben. Wir haben sie aber mit einer kompakten Mannschaftsleistung und einem hervorragenden DT Mayes, der im letzten Spiel 27 Punkte gemacht hat, schlagen können. Die zweite Serie war 2021 gegen Kapfenberg, das war natürlich alles von der Corona-Pandemie geprägt und es war ein sehr gutes Gefühl, die Saison irgendwie beenden zu können und die Meisterschaft nach elf Jahren wieder nach Gmunden zu bringen. Ich denke auch gerne an den Run mit dem BC Vienna zurück, wo wir die ganze Saison über dominiert haben und mit einer der wahrscheinlich besten Mannschaften, die es je in Österreich gegeben hat, die Meisterschaft holen konnten.
Wieviel bedeutet der Heimvorteil, wenn man in Gmunden spielt?
Heimvorteil bedeutet in Gmunden sehr viel, jeder hier in Österreich weiß, wie stark die Fans von Gmunden sind und wie intensiv sie ihre Mannschaft. Während der Saison ist die Halle schon voll, in den Playoffs kommt sie dann sehr oft zum Brodeln, was natürlich einen Energieschub bringen kann, aber auch phasenweise einen Druck erzeugt, der vielleicht nicht ganz so weiterhilft, wie man es sich wünschen würde. Aber prinzipiell pushen einem die Gmundner Fans in den Playoffs immer Richtung Bestleistung.
Ihr Ausblick auf die Serie Gmunden gegen Graz? Wer ist in Ihren Augen der Favorit?
In der Serie ist zum jetzigen Stand für mich eindeutig Gmunden der Favorit. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich heuer Graz nicht ganz so gut kenne, aber sie spielen wie schon in den letzten Jahren mit fünf starken Legionären. Ich weiß aber nicht, ob diese Spielidee für einen Titel gut genug ist. Sie waren zwar letztes Jahr im Finale, aber grundsätzlich hat man mit einem starken österreichischen Kern bessere Erfolgschancen. Gmunden steht für mich auch kompakter da, das könnte den Unterschied ausmachen.
Was sind die drei wichtigsten Eigenschaften, die eine Mannschaft für einen erfolgreiche Postseason haben muss?
In Österreich ist es von großer Wichtigkeit, von Verletzungen verschont zu bleiben, da die meisten Mannschaften mit einer kurzen Rotation spielen, die sich in den Playoffs meistens noch auf circa sieben Spieler verkürzt. Wenn da wer ausfällt, steht man vor einem Riesenproblem. In Österreich braucht man auch eine gewisse Kompaktheit verbunden mit einer guten Energie und Teamdynamik, durch das man sich ein Durchhaltevermögen in einer Serie erarbeiten kann. Ich habe über die Jahre gelernt, dass man sehr schnell die verschiedenen Szenarien und Ergebnisse in einer Serie akzeptieren muss, du spielst maximal fünf mal gegen eine Mannschaft und da kommt der gegnerische Trainer oft mit verschiedenen Ideen auf dich zu und du als Spieler oder der Trainerstab muss in der Lage sein, das dementsprechend frühzeitig zu erkennen und darauf zu reagieren und sich anzupassen, das ist auf jeden Fall eine ganz wichtige Eigenschaft.
Würden Sie sagen, dass man in jeder Saison einen Erfolgsdruck in Gmunden verspürt?
Ja, das habe ich als Spieler damals immer so erlebt und ich finde das auch gut und es ist auch gesund. Man sollte sich halt nur durch diesen Erfolgsdruck nicht verlieren, es ist für jeden Spieler aber ganz wichtig, vorne dabei mitzuspielen. Keiner hat Lust darauf, irgendwo unten in der Tabelle zu sein und sich nicht für die Playoffs zu qualifizieren. Es spielen sehr viele Faktoren mit, ob dieser Erfolgsdruck sich dann auch bezahlt macht oder nicht, das geht vom Scouting von Legionären hin zu den finanziellen Mitteln. Das hat man auch in der Geschichte gesehen, dass diese Faktoren von Jahr zu Jahr immer unterschiedlich sind, aber wenn man gute Legionäre holt, die sich ins Team gut integrieren und wenn man es dazu auch noch von Jahr zu Jahr schafft, einen guten österreichischen Kern zusammenzuhalten, sind die Titelchancen sehr groß. Aber in Gmunden war der Erfolgsdruck immer hoch, die Fans erwarten sich immer viel von ihrer Mannschaft, und das sicherlich auch zurecht.
Text- und Bildquelle: Österreichischer Basketballverband