„Die Samen der Vergangenheit sind die Früchte der Zukunft“. Diese Volksweisheit hat sich Skilegende und MySportMyStory – Mentorin Niki Hosp in ihrer aktiven Zeit stets vor Augen gehalten. Über 15 Jahre Weltcup-Geschichte schrieb die heute 35-Jährige seit Anbeginn ihrer Karriere. Mit insgesamt 3 WM- Goldenen, 12 Weltcup-Siegen, 57 Podestplätzen und 134 Top-10 Platzierungen kann die Bichlbacherin eine mehr als beeindruckende Bilanz ziehen. Am 1. Juni 2015 legte Niki Hosp die Karriere als Skirennläuferin offiziell nieder. Doch die 35-Jährige bleibt dem Skizirkus als Kommentatorin und Co-Kommentatorin in der Medienwelt erhalten.
„Es gibt viele Highlights in meiner Karriere und jede einzelne Medaille zählt als ein Highlight für mich persönlich“, beginnt Niki Hosp dem Team von MySportMyStory in ihrem Privathaus in Bichlbach zu erzählen. Am heutigen Tage ist es weit mehr wie drei Jahre her, dass Niki Hosp am 1.Juni 2015 ihre Karriere als Skirennläuferin beendete. Seither hat sie Zeit sich neuen Aufgaben in ihrem Leben zu widmen. Dazu aber später mehr.
Ein Unikat kämpft sich zum großen Erfolg
Niki Hosp ist ein Unikat und eine Damen-Ski-Legende. Soviel steht fest. Hosp ging als einzige ÖSV-Skirennläuferin in allen Disziplinen an den Start und war dabei stets am Podest zu finden. Mit Stolz blickt sie heute auf eine bewegte Karriere zurück. „Ich habe die Abwechslung immer geliebt. Ich wollte nie eine Spezialistin sein. Das wäre mir zu langweilig geworden. Ich habe immer die Herausforderung gesucht und gebraucht“, ist sich die Ex-Athletin sicher. Folglich war der Trainingsumfang für Hosp enorm. „Es fängt schon beim Konditionstraining an. Die Vorbereitungen sind umfangreicher als bei einem Spezialisten. Im Slalom- beziehungsweise im Riesentorlauf gilt es, sich schnellstmöglich Attribute wie Schnellkraft und Spritzigkeit anzueignen. Bei der Abfahrt braucht man aber auch die richtige Krafteinteilung und Ausdauer. Darüber hinaus auch mehr Kampfgewicht. Hier das richtige Mittelmaß für alle Disziplinen zu finden, war für mich und meine Trainer immer eine große Herausforderung“, erinnert sich Hosp an ihre aktive Zeit zurück. „Da muss man das Konditions- und Skitraining sehr breit gefächert anlegen. Im Vergleich zu den Spezialistinnen hat man weniger Pausen, als andere. Das darf man auch nicht vergessen“. Niki Hosp ist nicht nur Weltmeisterin, sie ist zudem dreifache Olympiamedaillen-Trägerin, Gesamtweltcupsiegerin und 12-fache Weltcupsiegerin in allen Disziplinen. Eine beeindruckende Bilanz, die sich sehen lassen kann.
Alles eine Frage des passenden Materials
Für jede Disziplin hatte Niki Hosp zwischen zehn und fünfzehn Paar Rennski in ihrem Keller bereitstehen. Jedes einzelne Paar musste mit dem Start des Sommertrainings akribisch getestet werden. „Die Materialvielfalt ist ein Wahnsinn. Man muss immer viel probieren und testen“, so Hosp und fügt schmunzelnd hinzu: „In meiner vorletzten Saison habe ich in der Vorbereitungsphase über 17 verschiedene Skischuhe getestet. Da galt es dann die optimalen fünf Schuhe für den ganzen Winter herausfiltern.“ Um für die Saison materialtechnisch bestens gerüstet zu sein, sind zudem ganz andere Profis in sich gefordert. Einer davon ist Skipräparator Roland Schönegger, der seit über 14 Jahren der Lebensgefährte der hübschen 35-Jährigen ist. Schönegger selbst stammt ebenfalls aus einer „ski-närrischen“ Familie. „Meine beiden Cousins und ich – alle drei – haben in dieser Saison in Val d’Isère gewonnen“, führt Roland Schönegger in einem Interview als Beispiel an. Denn die drei Serviceleute haben Michael Walchhofer, Benni Raich und Marcel Hirscher auf ihre bestens präparierten Bretter gestellt und blicken auf zahlreiche Erfolge zurück.
Das Ende einer Ära
„Das Feuer, die Motivation für Höchstleistungen und der Siegeswille waren nicht mehr so vorhanden wie die Jahre zuvor“, begründet Hosp die Entscheidung, ihre Karriere zu beenden. Hosp engagiert sich in vielen sozialen Projekten, beispielsweise als Schirmherrin einer Selbsthilfegruppe für rheumakranke Kinder und Jugendliche und deren Angehörigen. Wer die Rennläuferin kennt, der weiß, dass die Ausserfernerin immer hundertprozentig bei der Sache ist. Damit dem Skitalent nicht auf Dauer langweilig wird, hat sie sich eine neue sportliche Herausforderung gesucht. Nun ist Niki Hosp als Co-Kommentatorin für den Österreichischen Rundfunk tätig. „Es taugt mir wahnsinnig, weil es brutal interessant ist den Rennablauf mal von einer anderen Seite kennenzulernen“, resümiert die Ex-Athletin über die erste Saison. Und Hosp muss auch weiterhin fit sein und trainieren, zeichnet sie nicht für die Kamerafahrten beim ORF verantwortlich. „Die Piste ist bei mir genauso eisig, wie bei den Rennläuferinnen. Von dem her muss ich schon schauen, dass ich fit am Ski stehe und eine gute Technik fahre. Ich muss ja auch dazu reden. Das macht die Sache doppelt anstrengend“.
Was möchte Niki Hosp dem Nachwuchs mit auf den Weg geben?
„Das Wichtigste ist, dass man Talent, Selbstvertrauen, Ehrgeiz und Leidenschaft für den Skisport mitbringt. Man muss sich selber treu sein, zielstrebig seinen Weg finden und diesen dann auch gehen“, möchte der Ski-Profi dem Nachwuchs mit auf den Weg geben. Aus heutiger Sicht bereut die sympathische Bichlbacherin jedenfalls keine ihrer bisher getroffenen Entscheidungen. „All die schönen Zeiten, Erfolge und tollen Menschen haben mich bereichert, reifen lassen und zu dem Menschen werden lassen, der ich heute bin“, so Niki Hosp und fügt abschließend hinzu: „Wenn ich eines in meiner Karriere gelernt habe, dann ist es definitiv so, dass es immer der richtige Weg war, meinem Bauchgefühl zu vertrauen“.