KVÖ-Trio kämpft um die letzten Olympia-Tickets

Am Wochenende werden die letzten Olympia-Tickets im Klettern vergeben. Beim zweiten und finalen Teil der „Olympic Qualifier Series“ in Budapest (20. bis 23. Juni) kämpfen drei KVÖ-Asse um die Teilnahme bei den Olympischen Spielen Paris 2024.

Die Ausgangslage nach dem ersten Teil in Shanghai mit drei Top-20-Plätzen ist vielversprechend, das rot-weiß-rote Trio muss sich in Ungarn aber steigern, um eines der zwölf Tickets pro Geschlecht zu ergattern.
Jessica Pilz und Jakob Schubert, die bereits bei der olympischen Kletter-Premiere 2021 in Tokio dabei waren, haben sich bei der Kletter-WM 2023 in Bern (SUI) bereits frühzeitig ihre Paris-Tickets gesichert. Deshalb zählen sie nicht zu den 48 Athlet:innen pro Geschlecht, die im Boulder & Lead-Bewerb noch um die Olympia-Qualifikation kämpfen. Franziska Sterrer, Nicolai Užnik und Stefan Scherz wollen sich hingegen den Traum von der ersten Olympia-Teilnahme erfüllen.

Paris-Tickets für Top-12
Beim ersten Stopp der zweiteiligen „Olympic Qualifier Series“ im Mai in Shanghai (CHN) wurde der Grundstein gelegt: Sterrer und Užnik erreichten jeweils Rang 16, Scherz platzierte sich auf Position 18 und blieb ebenso in Schlagdistanz. In Shanghai und Budapest werden Punkte vergeben – 50 für Platz eins, 45 für Platz zwei, 41 für Platz drei, 38 für Platz vier, 36 für Platz fünf und ab da pro Platz ein Punkt weniger. Für die Ränge 40 bis 48 gibt es jeweils einen Zähler.
Die Addition der Punkte beider Bewerbe entscheidet über das Endergebnis der Olympia-Quali, die Top-12 pro Geschlecht qualifizieren sich für Paris 2024. Wobei nur je zwei Athlet:innen pro Nation und Geschlecht in Paris startberechtigt sind, das Endergebnis der Qualifikation wird also noch „bereinigt“.

Užnik lockerer als vor Shanghai
Somit könnte es bei den Herren auch zum internen Duell zwischen Užnik und Scherz kommen, selbst wenn es in der Endabrechnung beide in die Top-12 schaffen, fährt nur der Besserplatzierte nach Paris. „Das ist überhaupt kein Thema. Wir würden uns auf jeden Fall für den anderen freuen“, winkt Užnik ab. „Zuerst einmal müssen wir überhaupt in die Top-12, das wird schwierig genug.“
Der Boulder-Europameister von 2022 fühlt sich gut vorbereitet: „Die letzten Trainingseinheiten waren gut, die kleinen Wehwehchen sind ausgeheilt. Ich bin definitiv lockerer als vor Shanghai und werde versuchen, einen guten Wettkampf zu machen, dann ist alles drin.“
Der 23-jährige Kärntner will sich mit der Olympia-Teilnahme einen Traum erfüllen, Olympia-Luft schnupperte er bereits bei den Olympischen Jugendspielen 2018 in Buenos Aires (ARG). „Es dreht sich seit Monaten gefühlt alles um die Olympia-Qualifikation, deswegen ist die Vorfreude auf den Bewerb besonders groß.“

Scherz mit voller Attacke, Posch verzichtet
Teamkollege Scherz konnte seine Stärken im Vorstieg in Shanghai nicht ausspielen. Vor wenigen Wochen sammelte der 22-jährige Niederösterreicher in seiner Paradedisziplin bei den Österreichischen Staatsmeisterschaften im Rahmen der Sport Austria Finals in Innsbruck Selbstvertrauen, als er hinter Jakob Schubert Rang zwei holen konnte.
„Das Venue sieht cool aus, sie haben es wieder groß aufgezogen. In Shanghai haben wir gemerkt, wie intensiv so ein Bewerb ist, aber trotzdem freue ich mich darauf. Die Ausgangslage ist okay, es ist alles möglich. Das Motto lautet: Volle Attacke“, so Scherz.
Jan-Luca Posch, der sich auch für die „Olympic Qualifier Series“ qualifiziert hatte und in Shanghai aufgrund einer Knieverletzung passen musste, ist erneut nicht am Start. „Es macht einfach wenig Sinn, weil es sich selbst mit einem Sieg in Budapest wahrscheinlich nicht mit der Olympia-Qualifikation ausgehen würde“, so der Tiroler, der beim Heim-Weltcup in Innsbruck (24. bis 30. Juni) sein Comeback feiern will. „Dem Knie geht es gut, die Reha läuft. Ich bin noch nicht auf hundert Prozent, es sind erst fünf Wochen seit der Operation. Von der Fitness her fühle ich mich so gut wie kaum zuvor. Ich will ohne Druck in Innsbruck starten, wenn das Knie mitspielt, kann ich sicher gut performen.“

Sterrers spezielle Motivation
Bei den Damen ist Franziska Sterrer auf Tuchfühlung mit den Olympia-Startplätzen. „In Shanghai war es wichtig zu sehen, dass ich um die Olympia-Tickets mitkämpfen kann. Jetzt habe ich Lust auf mehr und will mir den Startplatz sichern. Es wird aber nur funktionieren, wenn ich das ergebnisorientierte Denken beiseitelege und mich voll auf das Klettern konzentriere.“
Die 25-jährige Oberösterreicherin dachte in der letzten Saison bereits an das Karriereende, fand dann jedoch neue Motivation und könnte nun den Olympia-Traum wahrwerden lassen: „Ich habe im Training viel investiert und alles herausgeholt. Es wird sicher ein stressiger Wettkampf, weil es kein Bewerb wie jeder andere ist – aber ich bin bereit dafür. Am Ende will ich sagen können, dass ich alles gegeben habe.“

Unkomplizierte Anreise
Für das rot-weiß-rote Team ging es am Dienstag mit dem ÖOC Travel Support powered by Austrian Airlines von Innsbruck nach Budapest. „Aus Innsbruck wären es mit dem Kleinbus neun Stunden Fahrtzeit gewesen, mit dem Zug mindestens sieben Stunden. Dank der Unterstützung durch das ÖOC konnten wir den Zeitaufwand für diesen speziellen Anlass minimieren, ein großer Vorteil in der Vorbereitung“, bedankt sich KVÖ-Geschäftsführer Heiko Wilhelm.
Am Donnerstag startet der Bewerb mit der Boulder-Qualifikation, am Freitag folgt die Lead-Quali. Die Halbfinals sind für Samstag geplant, am Sonntag steigt das Finale.

Text- und Bildquelle: Kletterverband Österreich

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