Mitten in seiner heißen Vorbereitungsphase auf den Kopenhagen Marathon peilte Mario Bauernfeind beim Linz Marathon den Staatsmeistertitel in einer Gangart an, die möglichst verhindern sollte, dass er an seine Grenzen gehen musste. Das gelang, aber Markus Lemp erfüllte ihm diesen Wunsch nicht vollumfänglich. Der Lokalmatador lief in Richtung einer deutlichen persönlichen Bestleistung an. Der Favorit hielt sich im Windschatten des Oberösterreichers auf und übernahm erst bei Kilometer 32 die Führung im Meisterschaftsrennen.
Erster Marathon seit einem Jahr
Drei Jahre nach dem Gewinn des Staatsmeistertitels beim Salzburg Marathon lief Bauernfeind mit einer Zeit von 2:23:44 Stunden ins Ziel. „Es ist ein sehr positiver Tag für mich. Das Tempo war vielleicht ein bisschen höher als ich mir es gewünscht hätte. Aber mein Gefühl ist jetzt unmittelbar nach dem Marathon sehr gut und ich denke, dass ich am Donnerstag wieder ins Training einsteigen kann, um in vier Wochen in Kopenhagen mein volles derzeitiges Leistungspotenzial abzurufen“, bilanzierte der Sieger. „Es war ein guter Test. Schließlich bin ich ja seit dem Vienna City Marathon 2024 nicht mehr 42 Kilometer in diesem Tempo gelaufen.“ Den geplanten Start beim Valencia Marathon im Dezember hatte Bauernfeind aufgrund einer Erkrankung verpasst.
Eine unangenehme Rhythmusstörung brachte ein fehlendes Getränk an einer Verpflegungsstation gegen Ende der ersten Marathon-Hälfte. Da Bauernfeind die Kohlenhydratration in der Verpflegung für den Kopenhagen Marathon üben wollte, blieb er kurz stehen, um letztlich vergeblich nach seiner persönlichen Trinkflasche zu suchen, die dort hätte deponiert sein sollen. Das entstandene Loch zu Lemp lief der Wiener aber schnell wieder zu und kontrollierte den Fortlauf des Rennens souverän. „Für mich ist dieser Staatsmeistertitel viel wert. Nach vielen Jahren, in denen ich sehr kämpfen musste, Beruf, Familie und Sport unter einen Hut zu bringen, bin ich jetzt im Spitzensportkader der Polizei und das bietet mir viel mehr Zeit für das Training“, erklärte Bauernfeind.
Zwei oberösterreichische Medaillen
Nach der Bronzemedaille 2023 in Wien und der Silbermedaille 2024 in Linz freute sich Markus Lemp über die dritte Medaille bei Staatsmeisterschaften im Marathon in Folge und über eine deutliche persönliche Bestleistung von 2:25:00 Stunden. Damit lief der Oberösterreicher vor heimischem Publikum unmittelbar hinter Bauernfeind auf Platz neun der Gesamtwertung des Linz Marathon ein. „Ich bin überglücklich und konnte mein Tempo gut durchziehen, gegen Mario hatte ich keine Chance“, sagte der 35-Jährige, der drei Minuten unter seiner bisherigen Bestleistung blieb. Lemp hat in jungen Jahren in Linz Mechatronik studiert, für ihn war das somit ein echtes Heimrennen. „Die Stimmung war der Wahnsinn, so viele Leute haben meinen Namen gerufen!“
Gleich bei seinem Marathon-Debüt gelang Alexander Bründl (starlim racing team wels) seine Premierenmedaille in einer starken Zeit von 2:28:23 Stunden. Der Oberösterreicher lief den Großteil des Marathons mit der internationalen Frauenspitze mit und nahm sich wenige Meter vor dem Ziel sogar noch Zeit, mit seinen am Streckenrand jubelnden Freunden einzuklatschen. Der Vorsprung auf den viertplatzierten Patrick Krammer (DSG Wien) war mit über drei Minuten schließlich beruhigend. Bründl war jahrelang Mitglied des Nationalteams im Triathlon und hat 2022 Abstand vom leistungssportlichen Anspruch genommen. „Ich wollte unbedingt einmal einen Marathon laufen und das hat heute wunderbar geklappt. Ich bin sehr zufrieden“, freute sich der 28-jährige Welser.
Zähe zweite Hälfte für Stöckl-Moser
Wie Bauernfeind feierte auch Cornelia Stöckl-Moser ihren zweiten Staatsmeistertitel im Marathonlauf. Sie beendete den Wettkampf in einer Zeit von 2:46:18 Stunden auf Platz acht der Gesamtwertung des Linz Marathon und gewann die Staatsmeisterschaftswertung vor Kathrin Polke (LAC Harlekin) und Barbara Bischof (team2012.at). „Auch wenn für mich die Endzeit im Vordergrund gestanden ist, bin ich sehr froh, den Titel gewonnen zu haben“, sagte die Pingzauerin unmittelbar nach der Zielankunft.
Diese war noch geprägt von einem harten Kampf auf der zweiten Marathon-Hälfte mit schwerer werdenden Beinen, „besonders die letzten acht Kilometer waren extrem hart“. Bereits während der ersten Hälfte signalisierte sie ihrem Ehemann Andreas Stöckl (SC Leogang), der sie durch den Marathon begleitete, dass das Tempo für die Tagesverfassung zu hoch wäre. Nach einer entsprechenden Anpassung der Kilometersplits fanden die beiden einen Schritt, mit dem Stöckl-Moser sicher als beste Österreicherin ins Ziel kam.
Ein Kreis schließt sich
Mit dem Staatsmeistertitel schloss sich heute für Cornelia Stöckl-Moser ein Kreis. Sechs Jahre nach ihrem Sieg beim Linz Marathon meldete sich die 30-Jährige mit diesem Erfolg in der Szene zurück. Dazwischen liegt eine ereignisreiche Zeit mit großen Verletzungsproblemen und Familiengründung. „Nach dem Sieg beim Linz Marathon 2019 konnte ich verletzungsbedingt zwei Jahre lang nicht vernünftig trainieren. Daher ist für mich das allerwichtigste, dass ich seit meiner ersten Schwangerschaft verletzungsfrei bin. Ich habe in dieser Zeit gelernt, wie essentiell es ist, auf meinen Körper zu hören. Die Gesundheit und die Familie gehen vor, dann hat auch das Laufen einen schönen Platz in meinem Leben“, blickt die Mutter zweier Burschen auf die vergangenen sechs Jahre zurück.
In vier Monaten hat sie ihr Marathon-Comeback nun mit entsprechendem Training vorbereitet. „Ich kann meinem familiären Umfeld gar nicht genug für die Unterstützung danken. Besonders meine Mama nimmt mir extrem viel ab, so dass ich sorgenfrei ins Training gehen oder zu Wettkämpfen reisen kann“, betont Stöckl-Moser. Für die beiden weiteren Medaillengewinnerinnen ist ein Top-Drei-Platz bei Staatsmeisterschaften eine Premiere. Polke lief mit einer Zeit von 2:54:46 Stunden als Gesamt-Zehnte des Linz Marathon am Hauptplatz ein. Die in der Altersklasse W40 laufende Bischof steigerte sich im Vergleich zum Vorjahr von Platz vier bei den Staatsmeisterschaften auf den Bronzeplatz und verpasste nur knapp ihre persönliche Bestleistung.
Optimale Marathon-Bedingungen
Die ÖLV-Staatsmeisterschaften und Österreichischen Meisterschaften im Marathonlauf wurden zum zweiten Mal in Folge im Rahmen des Oberbank Linz Donau Marathon ausgetragen. Der Startschuss fiel am heutigen Vormittag um 9:30 Uhr bei optimalen Bedingungen: Temperaturen um die 10°C, ein leicht bedeckter Himmel, der vor der Sonneneinstrahlung schützte und den prognostizierten Temperaturanstieg im Laufe des Tages bremste, sowie leichter Wind.
1.682 angemeldete Läuferinnen und Läufer sorgten auf der Marathon-Distanz für einen neuen Veranstaltungsrekord. Rund 200 waren für die Staatsmeisterschaften gemeldet. Die Marathonsiege gingen an die Kenianerin Gladys Jerop Kimaina, die mit einer Leistung von 2:24:58 Stunden den Linzer Streckenrekord um über zwei Minuten pulverisierte, sowie ihren Landsmann Amos Kiprotich Kiplagat, der eine Zeit von 2:07:58 Stunden erzielte.
Text- und Bildquelle: Österreichischer Leichtathletik-Verband